
Eröffnung des Kursprojekts Geschichte
Von der Schulbank in den Tod. Eine Ausstellung des Oberstufenkurses 1g1 zum 80. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1945
Am 08. Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 80. Mal – ein Datum, das nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa von historischer Bedeutung ist. An diesem Tag wird der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen gedacht, die das Ende eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte markiert. Mit diesem Datum verbinden sich unzählige Schicksale, darunter das von Helmut Nüssel, einem schüchternen 19-Jährigen, der am 13. April 1926 geboren wurde und 1945 sein Abitur am Gymnasium Christian-Ernestinum ablegte. Nur wenige Tage nach seinem Schulabschluss fiel er im April 1945 bei Berlin – ein bewegendes Beispiel für das Schicksal von über 100 GCE-Schülern, die in den Wirren des Krieges ihr Leben verloren.
Anlässlich dieses bedeutenden Jahrestags hat der Geschichtskurs von Herrn Ehlenberger eine Ausstellung konzipiert, die in der Aquariumsecke des Gymnasiums zu sehen ist. Die Ausstellung trägt den Titel „Von der Schulbank in den Tod“ und widmet sich den Opfern von Krieg und Gewalt, die am GCE zu verzeichnen sind. Sie beleuchtet nicht nur die Schicksale jüdischer Schüler, sondern nimmt auch die über 100 Abiturienten in den Blick, die an den verschiedensten Schauplätzen von Hitlers verbrecherischem Angriffskrieg ums Leben kamen. Dazu haben Schülerinnen und Schüler das Gefallenenbuch aus dem Schularchiv durchforstet und dank der Homepage „Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ den Verbleib vieler dieser ehemaligen Absolventen untersucht. Dabei entstand eine interaktive Europakarte mit einem spinnenartigen Gewebe aus Fäden, die von Bayreuth zu den verschiedensten Kriegsschauplätzen von Norwegen bis Afrika und von Paris bis Stalingrad geknüpft sind und damit die ungeheure Reichweite von Hitlers Vernichtungskrieg verdeutlicht. Anhand der reproduzierten Porträts aus dem Gefallenenbuch und ergänzenden QR-Codes können die Besuchenden Genaueres zum Schicksal der Schüler erfahren. Die Ausstellung ist ein eindringlicher Appell an die Verantwortung der heutigen Generation, die Lehren der Geschichte nicht zu vergessen.
Bezirksgeschäftsführer Robert Fischer vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hatte dankenswerterweise eine Plakatserie zur Verfügung gestellt und richtete ein freundliches Grußwort an den Geschichtskurs am Tag der Ausstellungseröffnung, in dem er sich davon beeindruckt zeigte, was die Schülerinnen und Schüler aus den Plakaten und Archivalien entwickelt haben, um das Anliegen des Volksbundes ins Bewusstsein der Schulgemeinschaft zu heben.
Schulleiter Franz Eisentraut leistete aus diesem Anlass mit seinem Zweitzeugenzeugnis aus der eigenen Familiengeschichte einen berührenden Beitrag, indem er von seinem Vater und dessen traumatischen Erfahrungen in Krieg und Gefangenschaft erzählte.
Alle Schülerinnen und Schüler, Eltern und Gäste von außerhalb sind herzlich eingeladen, die Ausstellung, die noch bis Ende Mai zu sehen ist, zu besuchen und sich mit den bereitgestellten Materialien auseinanderzusetzen:
- Die Plakate der Ausstellung können über einen Fragebogen erschlossen werden (einige Kopien liegen aus).
- Zwei Podcasts bieten einen umfassenden Überblick zu den geschichtlichen Hintergründen des Krieges und seiner Folgen.
- Worte zum Gedenken finden sich auch in Papierform auf dem schwarzen Pult, um den Besuchern Raum für Reflexion zu geben.
- Wer das Gedenkbuch mit den gefallenen GCE-Schülern physisch für einen Besuch nutzen möchte, kann dieses in Raum 205 ausleihen.
- Es besteht die Möglichkeit für die Schülerinnen und Schüler, eigene – auch kreativ gestaltete – Gedanken, Symbole und Botschaften zu hinterlassen (neben dem Peace-Schild am Fenster).
- Zusätzlich ist eine gestalterische Intervention aus Carla Schmidhubers Kunstkurs zu sehen, das zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema einlädt.
Die Ausstellung wurde bewusst gestaltet: Ein korinthischer Helm am Eingang symbolisiert das zeitlose Thema Krieg von der Antike bis zur Gegenwart, während eine leere historische Schulbank in der Mitte an die Schüler erinnert, deren Leben und Zukunft durch den Krieg brutal beendet wurden. Das Peace-Schild neben dem Fenster steht als Anregung für kreative Beiträge zum Thema Frieden, den es zu schätzen und zu bewahren gilt, und weist damit in die Gegenwart bzw. Zukunft.
Der Geschichtskurs freut uns über die rege Nutzung des Erinnerungsraumes und hofft, dass die Ausstellung dazu beiträgt, das Gedenken an die Opfer des Krieges lebendig zu halten und eine Kultur des Friedens zu stärken. In einer Zeit, in der militärische Auseinandersetzungen leider auch an der Haustür Europas wieder Realität sind, ist es umso wichtiger, aus der Geschichte zu lernen und zu begreifen, dass Krieg im Ernstfall auch in einer kleinen Stadt wie Bayreuth nicht Halt macht, auch nicht vor den Toren eines humanistischen Gymnasiums.
Jan Ehlenberger