GCEnvironment - Dr. Klaus Geiselhart spricht am GCE
Alle drei Geographiekurse der Q11 versammelten sich am Freitag, den 13.1., im Megaron zu einem Vortrag des Kulturgeographen Dr. Klaus Geiselhart.
Dem Themengebiet „Klimawandel“ im Oberstufenlehrplan vorgreifend, sprach der Wissenschaftler der FAU Erlangen-Nürnberg über die große Frage der Verantwortung in der Klimakrise. Dabei ist die Sachlage scheinbar klar: Wer viel Auto fährt, wer in einem großen Einfamilienhaus wohnt und wer Fleisch isst, der trägt mit seinem kritikwürdigen Lebensstil dazu bei, dass es dem Planeten und anderen Menschen schlecht geht - und handelt ergo verantwortungslos.
Der Referent erörterte jedoch, dass der Begriff der Verantwortung verschiedene Dimensionen hat. So steht zwar der durchschnittliche, enorme CO2-Ausstoß von ca. 20 Tonnen / Jahr eines US-Amerikaners dem globalen Durchschnitt von nur vier Tonnen gegenüber. Kurioserweise kommt jedoch ein amerikanischer Obdachloser laut einer Studie des MIT auf ca. acht Tonnen! Dies erscheint alles andere als intuitiv, fährt jemand ohne festen Wohnsitz doch kein Auto oder fliegt gar in den Urlaub.
Selbst wenn der Einzelne also seinen Konsum quasi komplett einschränkt, ändert er offensichtlich nichts an gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die eher durch den Entwicklungsstand eines Landes vorgegeben werden (auch wenn sich vor allem die Ölindustrie bereits früh mühte, die moralische Schuld an der Erderwärmung auf das Individuum abzuwälzen und dieses Narrativ in den Köpfen zu festigen), so Dr. Geiselhart. Diese Einsicht hat weitreichende Implikationen für die Frage: Wer trägt denn nun die Verantwortung, wenn nicht „ich“? Und ist der Eindruck der eigenen Machtlosigkeit angesichts einer trägen, nicht-nachhaltigen Gesellschaft Rechtfertigung für Resignation?
Dieser und anderen Fragen ging Dr. Geiselhart mit unseren Schülern nach und lud ein, die Problematik der Klimakrise aus vielen, teils auch ungewohnten und auf den ersten Blick auch unbequemen Perspektiven zu betrachten. Kann man wirklich Verständnis mit den Störenfrieden haben, die sich auf den Straßen festkleben? Handelt ein Multimilliardär, der zwar Millionen in Umweltprojekte steckt, aber ein privates Raumfahrtprogramm unterhält, verantwortlich?
Am Ende der Veranstaltung rauchten die Köpfe und vielleicht sind bei manchen Zuhörern bisherige Gewissheiten gebröckelt. Die Komplexität einer Debatte anzuerkennen, Ambivalenzen auszuhalten und die eigene Rolle immer wieder zu reflektieren fällt Menschen nicht leicht, zeugt aber von hoher personaler Verantwortung. Wenn diese Einsicht im Publikum reifte, hatte der Referent sein Ziel erreicht.
Übrigens: Ein weiteres Projekt in Zusammenarbeit mit der FAU geht diese Woche in die zweite Phase: Unsere Schüler aus den neunten und zehnten Klassen haben Fragebögen zur "Schülerperspektive auf den Klimawandel" ausgefüllt, die mit vielen anderen Einsendungen wissenschaftlich ausgewertet werden. Wir dürfen gespannt sein.