
„Woher wir wissen, was wir (noch) essen dürfen“
Vortrag von Jun.-Prof. Dr. Tina Bartelmeß
Im Rahmen des P-Seminars „Man ist, was man isst“ hielt am 25. März 2025 Frau Jun.-Prof. Dr. Tina Bartelmeß von der Universität Bayreuth einen Vortrag über die soziologischen und kulturellen Hintergründe unserer Ernährungsgewohnheiten. Sie erklärte, dass unsere Essensvorstellungen nicht nur biologisch, sondern auch sozial und kulturell geprägt sind. Essen ist Ausdruck der Ich-Identität.
Dr. Bartelmeß betonte die Rolle der „Ernährungssozialisation“ in der Kindheit, wo Eltern uns beibringen, welche Lebensmittel als „richtig“ oder „falsch“ gelten. Sie beeinflussen unsere Essgewohnheiten durch die Auswahl gesunder Nahrungsmittel und die Festlegung von Essenszeiten. Im Laufe des Lebens erweitern gesellschaftliche Normen und Werte diese Prägungen, wie z.B. die Empfehlung von „5 Portionen Obst und Gemüse täglich“.
Ein weiterer Aspekt war der Einfluss sozialer Medien, die durch „Foodporn“ und „Phone eats first“ unsere Wahrnehmung von Essen prägen. „Foodporn“ inszeniert Lebensmittel ästhetisch, während „Phone eats first“ zeigt, dass viele Menschen Fotos ihrer Speisen machen, bevor sie essen. Dies verdeutlicht, wie stark die Präsentation in sozialen Netzwerken unser Essverhalten beeinflusst.
Zudem teilen Laien und Influencer in sozialen Medien Ernährungstipps, die oft nicht wissenschaftlich fundiert sind. Diese Ratschläge können starke Auswirkungen auf unsere Ernährungsgewohnheiten haben und appellieren an unsere moralischen Überzeugungen. Begriffe wie „Milch sei nur für Babys“ erzeugen Druck und ein schlechtes Gewissen.
Abschließend betonte Dr. Bartelmeß, dass Ernährung heute stark von sozialen, kulturellen und medialen Faktoren beeinflusst wird, was uns dazu anregt, unser Essverhalten kritisch zu hinterfragen.