„Grenzerfahrungen“ … da war für jeden etwas dabei.
Wie weit entfernt liegt Tschechien?
Kommen wir bei Corona überhaupt über die Grenze?
Hundert Kilometer nur zu Fuß – und dann noch mit Camping-Ausrüstung im Gepäck?
Was, wenn es regnet?
Das waren so einige Fragen, die das P-Seminar „Grenzerfahrungen“ der Q11 zusammen mit Herrn Lenk und Frau Schraml beantworten wollte. Und dabei ging es neben dem „Erlaufen“ der schönen heimischen Natur und dem Erreichen der Partnerschule im tschechischen Cheb eben auch um das Erleben der eigenen Grenzen, physische (Kann man in Badeschlappen mit großem Gepäck wandern, wenn man wegen Blasen nicht mehr in die eigenen Wanderstiefel hinein kommt?) und mentale (mit Motivation und positiver Gruppendynamik „läuft’s“!), geographische (An manchen Grenzübergängen steht gar kein Grenzpfosten…) oder materialtechnische (Es gibt Zelte, die sollte man bei Regen besser nicht benutzen)…
Am Ende kamen wir erschöpft, aber glücklich in Cheb an und kehrten wenig später um einige intensive Erfahrungen reicher mit der Bahn wieder nach Bayreuth zurück und hatten (nicht nur) die oben gestellten Fragen beantwortet.
Ein kurzer Überblick:
Tag 1
Tagesstrecke: ca. 18 km
Was als „Grenzerfahrung“ gewählt wurde, begann gleich mal mit einem stundenlangen Dauerregen… Regen, Baustellen und versperrte Wege konnten uns aber nicht davon abhalten, erfolgreich den Oschenberg zu überqueren und in unserem ersten Quartier in Nemmersdorf unser Gepäck abzuwerfen.
Doch bevor es ans Ausruhen gehen konnte, wurden noch ein paar Kilometer dran gehängt, der Goldberg über Goldkronach bestiegen und ein mittelalterliches Besucherbergwerk besichtigt.
Erst danach gab’s drei Riesentöpfe Nudeln… und einen trockenen Schlafplatz… und „Werwölfe“ in der Nacht…
Tag 2
Tagesstrecke: ca. 18 km
Nach einem Besuch des Goldbergbaumuseums in Goldkronach stiegen wir wieder zum Goldberg auf und von dort weiter und weiter hinein in Wolken und Regen – zum Ochsenkopf, dem zweithöchsten Gipfel des Fichtelgebirges… nur war der in Regen und Nebel kaum zu sehen…
Im Regen wieder ‘runter vom Berg, vorbei an Weißmain- und Fichtelnaab-Quelle zum Fichtelsee. Wenigstens war es einigermaßen trocken, als wir dort erstmals unsere Zelte aufschlugen. – Und das Essen im Hotelgasthof Fichtelsee war lecker und warm!
Tag 3
Tagesstrecke: ca. 30 km
Nach einem gemeinsamen Frühstück am Campingplatz ging’s bei Sonnenschein wieder aufwärts: Seehaus, Nusshardt, Schneeberg (höchster Gipfel des Fichtelgebirges und unserer Tour!).
… und dann wieder hinunter: Drei Brüder, Rudolfstein – Mittagspause am Weißenstädter See.
Der Verpflegungstrupp „im Galopp“ schnell weiter nach Kirchenlamitz – schließlich macht dort der Supermarkt am Samstag um sechs Uhr zu. Am Ende kamen aber alle rechtzeitig vor Ladenschluss dort an.
Aber dann ging’s erst noch mal weiter – zur einzigen Pizzeria „in der Pampa“, in Großwendern und noch mal weiter zum einzigen Campingplatz in der Gegend, in Heidelheim – gerade noch rechtzeitig, um die Zelte noch bei Tageslicht aufzubauen. Die Duschen waren leider schon kalt. Viele waren aber zum Duschen ohnehin zu erschöpft und sanken müde in ihre Schlafsäcke – wenn da nicht noch die Party nebenan gewesen wäre… und der Jäger: Halali!
Tag 4
Tagesstrecke: ca. 23 km
Am nächsten Tag ging’s an der romantischen Eger entlang bis nach Hohenberg. Vor der Grenze noch ein mobiler Corona-Schnelltest und dann einfach über eine Brücke über die Eger – und schon waren wir in unserem Nachbarland Tschechien!
Strömender Regen hatte schon vorher wieder eingesetzt… dass es deswegen in einem Flusstal matschig wird – sehr matschig – hat uns dann irgendwie nicht überrascht.
Umso schöner war es einige Stunden später, am Campingplatz in Bříza für alle ein trockenes Plätzchen in den kleinen Holzhütten zu bekommen. Leckeres Essen gab’s am anderen Ufer der Eger-Stausees …und Europameister wurde Italien!
Tag 5
Tagesstrecke: ca. 12 km
Und noch mal ging es los mit großem Gepäck – manche aber schon nicht mehr in Wanderschuhen: Wegen der Blasen passten manche Füße einfach nicht mehr ohne Schmerzen in die zugehörigen Schuhe hinein.
Weitere Kilometer folgten durch Matsch und Wildnis, bis wir dann in Cheb endlich wieder die Zivilisation erreichten.
Dort genossen wir bei schönstem Sonnenschein ein leckeres Mittagessen am historischen Marktplatz, bevor wir anschließend eine Führung durch unsere Partnerschule, das Gymnasium Cheb, erhielten, ausgestattet mit eigenem Fitnessstudio (brauchten wir nicht mehr) und einem Planetarium. Es lohnt sich, hier mal wieder herzukommen, wenn in Tschechien keine Ferien sind (muss ja nicht unbedingt zu Fuß sein).
Die Heimreise brachten wir im Zug dann in weniger als eineinhalb Stunden hinter uns. Dass man dafür zu Fuß so lange braucht? – Wir wissen jetzt, warum.
Aber es waren spannende Erfahrungen: Über 100 km Laufstrecke in fünf Tagen, mit großem Gepäck, bei jedem Wetter… Dabei haben wir nicht nur eine (Staats-)Grenze überquert.
Aber in dieser Gruppe hat es bis zum Schluss sogar noch Spaß gemacht!