Direkt zum Inhalt
Mo., 27.10.2025 - 09:56

Bella Italia

Reisebericht von der Abifahrt der Q13 nach Venedig

Unsere letzte gemeinsame Klassenfahrt begann bereits am Abend des letzten Tages der Sommerferien. Mit Koffern und Schlafkissen bepackt trafen wir uns in der Vorhalle des Bayreuther Bahnhofs. Nach Umstiegen in Nürnberg und München erreichte unsere Gruppe trotz der Strapazen der Nachtfahrt voller Vorfreude das ersehnte Ziel – Mestre Hauptbahnhof. Von dort aus war es nicht mehr weit zu unserem Hotel, wo uns nicht nur ein Frühstück, sondern auch ein Waschbecken erwartete.

Gegen Mittag brachen wir das erste Mal nach Venedig auf. Zunächst hatten wir Zeit, die Stadt auf uns wirken zu lassen, etwas zu essen und zu bummeln. Anschließend stand der Besuch des Dogenpalasts auf dem Programm. Dieser gab uns einen interessanten Einblick in das komplexe Herrschaftssystem Venedigs im Mittelalter. Der Doge, der Anführer der Republik Venedig, war keinesfalls ein Alleinherrscher, sondern wurde von mehreren Räten der Adelsfamilien gewählt und kontrolliert. Außerdem erklärte uns Herr Dr. Weiß, dass eine äußerst komplizierte Wahl mit neun Schritten Korruption oder Wahlbetrug ausschließen sollte. Leider wurden wir wegen eines Feueralarms aus dem Dogenpalast verwiesen, sonst hätten wir noch ein weiteres Wahrzeichen Venedigs überquert – die Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri). Diese vergitterte Brücke verbindet den Dogenpalast mit dem Gefängnisgebäude. Früher war sie die letzte Möglichkeit für Gefangene, in Freiheit zu seufzen.

Unseren Abend verbrachten wir in Mestre in der Nähe des Hotels, schließlich musste Schlaf nachgeholt werden, um bereit für die nächsten Tage zu sein.

 

Der nächste Morgen begann mit einer Stadtführung, die Herr Dr. Weiß selbst gestaltet hatte. Er griff das Thema des Vortages wieder auf: Im Mittelalter war Venedig eine der bedeutendsten Handelsmächte Europas. Durch seine strategische Lage und starke Flotte kontrollierte die Stadt weite Teile des Handels zwischen Europa und dem Osten. Waren wie Gewürze, Seide, Edelsteine und wertvolle Metalle gelangten über Venedig nach Europa, während die Stadt selbst hochwertige Produkte wie Glas, Stoffe und Kunsthandwerk exportierte.

Der dadurch entstandene Reichtum prägte nicht nur Wirtschaft und Politik, sondern auch Kultur und Lebensstil. Venedig wurde zu einem Treffpunkt von Menschen, Ideen und Traditionen aus aller Welt. Diese Weltoffenheit spiegelt sich bis heute in Kunst und Architektur wider.

Ein Highlight der Stadtführung war außerdem eine kurze, wackelige Gondelfahrt über den Canale Grande. Bevor wir den Nachmittag und Abend in den Gassen Venedigs ausklingen ließen, besuchten wir noch das Peggy-Guggenheim-Museum, eine bedeutende Sammlung moderner Kunstwerke.

 

Am Donnerstag stand ein Ausflug nach Padua auf dem Programm. Dort besuchten wir eine der ältesten Universitäten Europas. Aufgrund der Eigenständigkeit Venedigs konnten hier viele Ideen ohne Zensur der Kirche untersucht werden. Bereits ab dem 14. Jahrhundert wurden in Padua Leichen zu wissenschaftlichen Zwecken untersucht. Das Anatomische Theater, in dem dies geschah, besichtigten wir. Es ist heute Weltkulturerbe und ist ein Zeichen für medizinische Aufklärung.

Diese Gegebenheiten boten einen Nährboden für Forschende: William Harvey, der Entdecker des Blutkreislaufs, gehörte beispielsweise zu den Absolventen, und Galileo Galilei lehrte 18 Jahre in Padua. Außerdem erlangte Elena Lucrezia Cornaro Piscopia 1678 als erste Frau der Welt dort einen Doktortitel.

Am Abend besuchten wir den kunstgeschichtlichen Höhepunkt unserer Reise – die Cappella degli Scrovegni (Scrovegni-Kapelle) mit Fresken von Giotto di Bondone. In der kleinen Kapelle konnten wir den Übergang von mittelalterlicher byzantinischer Stiltradition zur Renaissance erkennen. Die äußerst realistische Darstellung der biblischen Szenen über Maria und Jesus beeindruckten uns alle sehr.

 

Der Freitag war bereits unser Abreisetag. Nach kurzen Komplikationen mit dem Hotel brachen wir Schüler verspätet ohne unsere Lehrer nach Venedig auf, um die Biennale zu besuchen. Das Thema der Biennale 2025 lautete: „Intelligens, Natural, Artificial, Collective“. Tiefe Bässe, konstantes Summen, Geflüster und visuelle Effekte wie Blitze, schummriges Licht sowie die Größe der Ausstellung - die Flut an Sinneseindrücken macht es fast unmöglich, die Biennale in wenigen Worten zu beschreiben. Ein Highlight war beispielsweise eine riesige Kurve aus Ziegelsteinen, die den Bevölkerungsanstieg der Welt darstellen sollte. Die Mauer wuchs bis 2040 so hoch, dass sie beinahe die Decke berührte. Stellte man sich hinter die Kurve, hörte man das Ticken einer Uhr.

Am Abend, bevor wir wieder in den Zug stiegen, gingen wir alle zusammen noch ein letztes Mal Pizza essen, bevor wir mit dem Nachtzug ins kalte Deutschland zurückkehrten.

 

Vielen Dank an unsere Lehrer Frau Witt und Herrn Dr. Weiß, dass die Fahrt dank guter Planung so erfolgreich werden konnte.