Aventure dans les Vosges
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen...
Da am Frankreichaustausch nur ein Teil der Klasse teilnehmen konnte, weil es nur sechs Austauschpartner auf französischer Seite gab, durfte die gesamte Klasse 9b vom 08. bis 15. Mai eine Woche in die Vogesen im Elsass fahren. Nachdem wir nach lustiger Busfahrt mit viel Gesang an unserem Zielort Tendon angekommen waren und unser Busfahrer eine Haarnadelkurve gemeistert hatte, die es nun bei jedem Ausflug zweifach zu durchfahren hieß, erwartete uns eine absolut kultige Gruppenunterkunft mitten in der wunderschönen Natur der Vogesen: ein ab 1606 erbauter Bauernhof, in dem wir sehr individuell gestaltete Schlafmöglichkeiten vorfanden. Einige Jungs bezogen eine „Schlafhöhle“, die Hälfte der Mädchen machte es sich in einem riesigen Dachboden mit verschiedenen Schlafnischen und Sofas gemütlich, andere richteten sich in Doppel- oder Mehrbettzimmern ein. Die Lehrkräfte und der Busfahrer bezogen einen eigenen Gang mit kleineren Zimmern.
Spannend für alle war die Erkundung des Hauses mit seinen zahlreichen alten Holztreppen (eine mit einer sehr kreativen Geländerlösung mit Netzen und Seilen) und verschiedenen Ebenen, dem Kickerspiel, den verschiedenen Küchen und dem mit Utensilien überquellenden Vorratsraum. Dort gab es auch noch ein dunkles Kellerloch zu entdecken. Herr Pflaum war sich sicher – das konnte nur der Eingang zum Hades sein!
Überall im Haus und um das Haus herum gab es Details aufzuspüren, die museumsreif waren: ein uralter Dampfkochtopf und eine „Wärmflasche“ aus Zink auf einem vorsintflutlichen Schürofen in der Hauptküche, ein großer kurbelbetriebener Schleifstein, alte Drucke in Bilderrahmen in den Zimmern, ein antiker Schürofen mit Zierfliesen, ... Im Wohnzimmer konnte man es sich abends auf dem warmen Lehmofen gemütlich machen oder auf den verschiedenen Sofas chillen. Immer wieder setzten sich Schüler ans Klavier, sodass häufig wunderbare klassische oder moderne Melodien die Küchenarbeit, das Kickerspiel oder das Entspannen versüßten. V.a. Julians Flohwalzer war sehr begehrt ;-)
Gleich nach unserer Ankunft galt es auch, eine Hürde zu meistern: Da die „Hausmeisterin“ erkrankt war und die Bäder und die Küche teilweise nicht so sauber waren, wie es zu wünschen gewesen wäre, hieß es erst einmal Putzlappen schwingen. Philine und Livia säuberten vorbildlich die Küche, ehe darin dann Teig gerührt, Crêpes gebacken und die Zutaten geschnippelt wurden, mit denen sich später jeder nach Lust und Laune die Wraps belegen konnte, die am ersten Abend auf dem Speiseplan standen.
Von nun an hieß es jeden Tag, früh den Frühstückstisch mit Croissants, Pains aux chocolat, Baguettes, Müsli ... herzurichten, Brotzeiten für die Ausflüge zusammenzustellen, einzukaufen, das Abendessen zu kochen, die Spülmaschine ein- und auszuräumen, abzuspülen, die Küche zu säubern ... Das war eine ziemliche Herausforderung, bei der alle mit anpackten und die wir zusammen bestens gemeistert haben. Hilfreich war, dass die Klasse die Rezepte und Einkaufslisten schon zu Hause in Gruppen zusammengestellt hatte.
Die Lehrkräfte boten den Schülern dabei so manchen Service: während die Klasse noch schlief, machte sich Frau Neubig fast jeden Morgen zu Fuß auf ins Tal in das drei Kilometer entfernte Tendon, um dort im <Dépot de pain> im sehenswerten Tante Emma Laden die leckeren Croissants, Pains au chocolat und Baguettes in ihren Rucksack zu packen, die sie nach ihrem Morgensport in der herrlichen Natur bestens gelaunt in die Küche trug. Herr Pflaum ließ sich immer wieder besondere kulinarische Überraschungen einfallen: Spiegel- oder Rührei zum Frühstück, Flamm-Baguettes belegt mit Resten der Flammkuchen ... Er erwies sich als wahrer <Cordon bleu> und leitete mit Feuereifer die Kochtrupps an, wobei die Jugendlichen jede Menge von seinen Kochkünsten lernen konnten. Beim Pizzabacken war die Stimmung so hervorragend, dass sogar um den großen Küchentisch gesungen und getanzt wurde.
Wanderung zu Wasserfällen und Stromausfall
Am Dienstag, unserem ersten Tag, stand gleich eine Wanderung zu zwei Wasserfällen in der näheren Umgebung an. Da das Haus mitten in der Natur lag, konnten wir gleich von dort aus loswandern und machten uns am späten Vormittag nach einem entspannten Frühstück auf den Weg. Unser Ziel war zunächst die <Petite Cascade de Tendon>. Der Weg führte uns durch einen schönen Wald, entlang vieler Felder und kleinerer Bäche. Als wir dem ersten Wasserfall näher kamen, wurde auch der Weg immer abenteuerlicher. Wir mussten über viele Steine laufen, bis wir schließlich sogar entlang kleiner Felsen bis ganz hinab zum Wasserfall kletterten. Dort angekommen, machten wir erst einmal Brotzeit, die wir uns alle am Morgen gemacht hatten, und genossen die schöne Natur um uns herum. Anschließend setzten wir unseren Weg zur <Grande Cascade de Tendon> fort, die uns alle sehr beeindruckte. Danach ging es weiterhin über felsigen Waldboden wieder Richtung Unterkunft. Leider kamen wir gegen Ende der Wanderung etwas in den Regen, schafften es aber glücklicherweise vor dem Schlimmsten wieder ins Trockene. Doch zurück erwartete uns ein viel größeres Problem: Wir hatten keinen Strom.
Zuerst waren die meisten sehr aufgewühlt. Noch dazu kam, dass wir am Anfang nicht wussten, wie lange der Stromausfall dauern würde und da manche von einigen Tagen ausgingen, waren wir alle erstmal etwas beunruhigt. Und wie sollten wir die Flammkuchen backen, die für diesen Abend auf dem Programm standen? Dass wir unser Essen nicht wie geplant zubereiten konnten, war klar, doch zum Glück hatte Herr Pflaum die zündende Idee: da der Elektro-Backofen nicht ging, backte er die Teigfladen, die er vollkommen professionell mit der Hand geknetet hatte, kurzerhand auf dem Gasherd in der Pfanne und wir belegten diese dann mit einer leckeren von ihm selbst gewürzten Sauce und ebenso in der Pfanne gebratenen Zwiebeln und Speck. Das Improvisieren war uns gut gelungen und schließlich saßen wir alle bei Kerzenlicht an den Tischen und aßen gemeinsam zu Abend. Nachdem wir auch alles wieder sauber gemacht hatten, was ohne Spülmaschine länger dauerte, zogen wir uns in kleineren Gruppen in unsere Zimmer oder ins Wohnzimmer zurück. Doch mit Ende des Tages kam noch eine gute Nachricht: Auf einmal war der Strom wieder da. Unser findiger Busfahrer Michael hatte nach früherem erfolglosem Versuch der Hausmeisterin nochmals die Hauptsicherung betätigt ... Wir waren alle sehr erleichtert und auch wenn wir zuerst etwas verzweifelt waren, als wir keinen Strom hatten, war es doch ein Ereignis, das uns als Klasse auf die Probe gestellt hat, welches wir aber gemeinsam bewältigt haben.
Lene Jaunich
Drei typische elsässische Dörfer
Am Mittwoch lernte die Gruppe auf einer Ausflugstour drei überaus sehenswerte Dörfer kennen, die am Fuße der Vogesen in den Weinbergen liegen. Der erste Halt führte uns nach Riquewihr, das viele für das schönste Dorf im Elsass halten. Dort besuchten wir zuerst das Diebsturm-Museum. Dort konnte man sehen und in einer Präsentation hören, was mit Dieben im Mittelalter dort geschah: sie wurden erst gefoltert und dann in ein trostloses Kellerverlies gestoßen. Es gab auch andere Vorrichtungen zu bestaunen, mit denen z. B. schlechte Musiker oder streitsüchtige Frauen bestraft wurden. Auch ein altes Winzerhaus war zu besichtigen. Danach schlenderten wir durch das Obertor mit Falltor, Pechnasen und Schießscharten und durch die hübschen Straßen, in denen sich ein farbenfrohes Fachwerkhaus an das andere reiht. In Ribeauvillé faszinierte v.a. die Aussicht auf die drei Burgruinen, die auf den Hügeln außerhalb des Ortes thronen. Der letzte Ort, den wir besuchten, war Kaysersberg. Auch hier zog eine Burganlage oberhalb des Dorfs die Blicke auf sich und der Spaziergang durch die Gassen entlang eines Flusses mit Besuch der Kirche und dem Blick in das versteckte und leider geschlossene Beinhaus war sehr kurzweilig.
Auf der Heimfahrt machten wir noch einen Großeinkauf und wurden am Bus von einem wunderschönen großen, sogar doppelten, Regenbogen überrascht. Zurück in der Unterkunft konnten wir es kaum abwarten, bis die Nudeln mit den verschiedenen leckeren Saucen fertig waren, die es heute geben sollte – diesmal sogar mit Strom! Es war ein sehr schöner Tag mit vielen Erlebnissen und tollen Eindrücken.
Philine Schmidt
Strasbourg
Bei einer Klassenfahrt ins Elsass darf natürlich der Besuch der Stadt Straßburg nicht fehlen. Um 6:45 Uhr am Donnerstagmorgen stiegen wir mit unserer Französischlehrerin Frau Neubig in den Bus und machten uns auf in die Europastadt. Unterwegs machten wir am Pass Col du Bonhomme Frühstückspause und verzehrten unsere Croissants und Pains au chocolat, die wir in Tendon mitgenommen hatten. In Straßburg angekommen, liefen wir durch die Fußgängerzone mit ihren beeindruckenden Fachwerkhäusern und anderen historischen Gebäuden zum Straßburger Münster <Notre-Dame de Strasbourg>. Wir besichtigten zuerst die großartige Kathedrale mit ihrer berühmten astronomischen Uhr und entschieden uns, auch die 332 Stufen hoch zur Münsterplattform auf dem Turm zu steigen. Oben angekommen, bewunderten wir alle den grandiosen Blick auf die gesamte Stadt unter uns und genossen die Aussicht, bis wir schließlich wieder die Wendeltreppen hinabstiegen.
Unten wieder angekommen, machten wir uns auf zur S-Bahn-Haltestelle mit dem Ziel Europäisches Parlament, vorbei am berühmten Haus <Maison Kammerzell>, dem alten Rathaus und durch weitere sehenswerte Gassen. Nachdem wir durch die Sicherheitskontrolle gegangen waren, wurden wir zu interaktiven Multimedia-Guides geführt, wo wir selbst die Funktionsweise des Parlaments und die Abgeordneten näher kennenlernen konnten. Kurze Zeit später hatten wir einen sehr interessant gestalteten Vortrag zum Gebäude, zur Wahl und zu den Dolmetschern, bevor wir auch selbst den Plenarsaal betreten und von der Besuchertribüne aus einigen Vorträgen und einer Abstimmung beiwohnen durften. Nach einer interessanten Multimediashow im sogenannten Parlamentarium ging es wieder mit der S-Bahn zurück ins Zentrum zum Besuch der Viertel <Petite France> und <Quartier des Tanneurs>, wo es dann aber leider anfing zu regnen. Danach konnten wir noch eine Stunde in kleinen Gruppen selbst durch die Stadt bummeln, bevor wir wieder zurück nach Tendon fuhren.
Julia Vassileva
Colmar
Am Freitag verbrachten wir einen wunderschönen Tag in Colmar. Mit dem Bus ging es über den Pass Col de la Schlucht und durch die tolle Berglandschaft in die sehenswerte Stadt. Unser Weg führte uns zuerst zum Musée Unterlinden, das in einer ehemaligen Abtei mit Kreuzgang untergebracht ist. Dort gab es v. a. den weltberühmten Isenheimer Altar zu bestaunen, der von Mathias Grünewald (einem Ausnahmekünstler aus Würzburg) um 1515 gemalt wurde. Er zog alle mit seinen leuchtenden Farben und der Kraft der surrealistischen, detailreichen Darstellungen in seinen Bann. Des Weiteren begeisterte die Stadt uns mit ihrer Kathedrale <Collégiale St-Martin>, historischen Häusern wie dem <Maison Pfister> mit seiner Fassadenmalerei, der Markthalle <Marché couvert>, dem romantischen Viertel <Petite Venise> mit seinen Kanälen, dem Flohmarkt, ... . Die Klasse genoss es, dort Zeit zum selbständigen Bummeln zu haben. Zum Abschluss besuchten wir noch das Schokoladen-Museum, in dem wir mit dem Audioguide viele interessante Einblicke in die Produktion von Kakao, Schokolade und Parlinen bekamen. Nach diesem erlebnisreichen Tag gab es in der Unterkunft dann noch leckeres Ratatouille mit Baguette.
Elsässer Höhen und Lac Blanc
Wie jeden Tag wurden wir auch Samstag von frischen Croissants, Pains aux chocolat und Baguettes am Frühstückstisch empfangen. Anschließend ging es für uns dann mit dem Bus auf zum Startpunkt der Wanderung auf den Berg Hohneck, dem Pass mit dem besonderen Namen Col de la Schlucht. Leider mussten einige Schüler wie schon an den zwei Vortagen krankheitsbedingt zu Hause bleiben und wurden bestens von Herrn Pflaum betreut. Angekommen am Start besuchten wir noch kurz einen Souvenirshop, bevor die Wanderung an der Route des Crêtes, einer Militärversorgungsstraße über die Gipfel der Vogesen aus dem 1. Weltkrieg, mit unserem engagierten Busfahrer los ging. Diese wunderschöne Wanderung führte uns durch Wälder und Bergwiesen auf den Gipfel, von dem man einen fantastischen Blick auf die Vogesen und deren liebliche Seen hatte. Genau bei diesem Ausblick kehrten wir in eine Berghütte ein, um uns mit Schoko- oder Heidelbeertartes, Crêpes oder anderen Speisen zu stärken. Als wir nach dem Abstieg wieder in die Unterkunft fuhren, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Lac Blanc, einem idyllischen See in der Nähe. Zurück in der Unterkunft wurde der Holzkohlegrill im Garten angeschürt und als Abendessen gab es leckere Burger. Zur Krönung erschien sogar noch ein Regenbogen. Es war ein wunderschöner Tag.
Lea Korzeniowski
Hausputz und Massensturz beim Radrennen Granfondo Vosges
Am Sonntag, dem letzten Tag vor unserer Abreise, hieß es dann Koffer packen und putzen. Es half alles nichts – Frau Neubig und Herr Pflaum waren hartnäckig und wild entschlossen, das Haus in einem sauberen Zustand zu hinterlassen. Aber mit launigen Beats von den Beach Boys, Queen, etc. wurde selbst das Saugen, Wischen, Spülen, usw. zum Gute-Laune-Gruppenerlebnis. Anna und einige Mädchen putzten sogar die großen Fenster im Dachboden und forderten energisch die Mithilfe der Jungs beim Säubern der Bäder ein. Herr Pflaum wurde durch das verstopfte Abflussrohr in der Küche fast an den Rand der Verzweiflung gebracht, löste aber auch dieses Problem schließlich bravourös.
Frau Neubig musste zwischendurch eine Stunde Putzpause machen, da es beim Radrennen <Granfondo Vosges>, bei dem die Rennradfahrer mit irrer Geschwindigkeit vor unserem Haus vorbeidüsten, einen Massensturz in der engen Kurve mit mehreren Verletzten gegeben hatte. Sie warnte die nachfolgenden Teilnehmer und brachte sie dazu, ihre Geschwindigkeit vor der Unfallstelle mit den zahlreichen Kranken- und Feuerwehrautos zu drosseln, was alles andere als einfach war. Einige Mädchen und der Busfahrer halfen ihr später auch dabei.
Zum krönenden Abschluss des Tages wurde dann der Pizzateig, den Herr Pflaum mit seinem Spezialrezept zubereitet hatte, mit großer Vorfreude ausgewalzt, mit hervorragend gewürzter Tomatensauce bestrichen, mit verschiedensten Zutaten belegt und schließlich in acht Gängen auf dem großen Blech im Ofen gebacken. Trotz der großen Menge blieb von den leckeren knusprigen Teigfladen kein Stück übrig und alle waren gut gestärkt für den letzten Abend.
Heimreise
Montag früh um 10:00 Uhr hieß es dann nach einem letzten Frühstück mit französischen Köstlichkeiten die letzten Dinge in die Koffer packen, den Bus beladen und Abschied nehmen von der Unterkunft, in der wir miteinander so erlebnisreiche Tage verbracht hatten. Ein letztes Mal navigierte Michael durch die Haarnadelkurve, ein letztes Mal fuhren wir am See Lac de Gérardemer vorbei und über den Pass Col de Bonhomme. Wie die Anreise war auch die Heimfahrt sehr fröhlich und es wurde viel gesungen.
Als unser super Busfahrer Michael uns um 19:30 Uhr heil zum GCE zurückbrachte, machte Elias noch eine nette Ansage in der sich die Klasse herzlich bei den Lehrkräften und dem Busfahrer bedankten. Alle waren alle sich einig: diese Fahrt hat nicht nur Einblicke in die französische Kultur und Natur gebracht, sondern es gab auch zahlreiche Lerneffekte was Alltagskompetenzen angeht, z.B. in Sachen Kochen und Putzen, und die tolle Klassengemeinschaft wurde durch das gemeinsame Anpacken, Problemlösen und Feiern weiter gestärkt.
Die Klasse 9b mit Bastian Pflaum und Ulrike Neubig