Das GCE funkt zur ISS
In der zweiten Februarwoche war es soweit: Schülerinnen und Schüler des GCE durften mit Koichi Wakata, einem Crew-Mitglied der Internationalen Raumstation ISS, während ihres Überflugs funken.
Der Funkkontakt war der Höhepunkt eines Projektes, in dem sich mehrere Klassen mit dem Leben und Arbeiten auf der Raumstation, anderen Raumfahrtprojekten sowie mit Astrophysik beschäftigt hatten. Daraus entstand ein Katalog an Fragen, auf die die Schüler und Schülerinnen des GCE von dem Astronauten Antworten erhielten.
Unterstützt wurde das GCE bei diesem exponierten Projekt von engagierten Funkamateuren aus der Region und weiteren Sponsoren. Wir sind stolz, dass wir als eine von ganz wenigen Schulen in Deutschland in diesem Jahr für einen Funkkontakt mit der Raumstation ausgewählt wurden, ein Zeichen für das außerordentliche Engagement unserer Lehrkräfte im MINT-Bereich.
Seit wir im September 2022 wir erfahren hatten, dass der aufwändige Projektantrag an die ARISS (Amateur Radio on the International Space Station), Erfolg hatte, liefen die Vorbereitungen für dieses Projekt. Dieses ermöglichten zehn begeisterte Mitglieder des örtlichen Amateurfunkvereins, indem sie mit ihrer Ausrüstung und langjährigen Erfahrung den Kontakt zur mehr als 400 km entfernten Raumstation herstellten. Sie planten minutiös den Ablauf und sorgten für eine doppelte Ausstattung mit Antennen und allen Geräten, um gegebenenfalls den Ausfall eines defekten kompensieren zu können.
Der Vortag des Funkkontakts stand zur Einstimmung auf das einmalige Erlebnis ganz im Zeichen der Raumfahrt: Unter den Schülerinnen der Unterstufe wurden die Gewinner des Wettbewerbs „Going to space“ gekürt, die beeindruckende Raumfahrtobjekte aus Lego gebaut hatten. Herzlichen Glückwunsch!
Die Schülerinnen und Schüler erwartete des Weiteren eine Vortragsreihe. Dr. Katharina Wollenberg referierte über Astrophysik, Projektmanagement und analoge Mondmissionen und zog die Schülerinnen und Schüler mit dem Traum von einer Weltraummission in ihren Bann. Professor Dr. Werner Köhler und Dr. Thomas Triller hatten bereits Mikrogravitationsexperimente entwickelt, die auf der ISS durchgeführt wurden, und konnten so hautnah über ihre Erfahrungen, die Faszination, aber auch die praktischen Schwierigkeiten solcher Missionen erzählen. Professor Dr. Stefan Schafföner berichtete über seine Forschung an keramischen Werkstoffen und deren Verwendung in der Raketentechnik. Die Vorstellung von den enormen Temperaturunterschieden, denen derartige Werkstoffe im All auf der sonnenzu- und der sonnenabgewandten Seite sowie beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre ausgesetzt sind, faszinierte die Schülerinnen und Schüler. Wir bedanken uns nochmal vielmals für die interessanten Vorträge bei den verschiedenen Referenten, so wie an allen die im Hintergrund an der Realisierung dieses großartigen Projektes beteiligt waren.
Die Spannung am Tag des Funkkontakts war im ganzen Schulhaus zu spüren. Die Bayreuther Firma TMT sorgte dafür, dass die ganze Schulgemeinschaft das Ereignis live verfolgen konnte, und streamte die Veranstaltung in die Schulturnhalle, wo während des Funkens trotz einer Zuhörerschaft von mehreren hundert Leuten das Fallen der berühmten Stecknadel zu hören gewesen wäre. Im Megaron begrüßte der Schulleiter Franz Eisentraut die Schülerinnen und Schüler zweier Klassen sowie Prominenz, die der Einladung zu diesem besonderen Ereignis gerne gefolgt war. Nach einem Vortrag der Klasse 10g über die ISS und einer Einführung der Amateurfunker in die Funktechnik war es um 11.15 Uhr schließlich so weit:
Der Funkkontakt wurde zu dem japanischen Astronauten Wakata Koichi wurde aufgenommen. Zunächst hörte man seine Stimme nur schwer aus dem Rauschen heraus, wenige Sekunden später aber ganz klar. Die Schülerinnen und Schüler konnten all ihre Fragen stellen. Das Proben am Wochenende hatte sich gelohnt! Nachdem der Astronaut alle Fragen beantwortet hatte, blieb der Kontakt unerwartet lang erhalten. Erst nach ca. 11 Minuten nahm das Rauschen im Äther zu, die ISS verschwand wieder hinter dem Horizont.
Hier kann man sich den gesamten Livestream noch einmal ansehen.
„Als meine Lehrerin nach Schülern fragte, die Lust dazu hätten, mit der ISS zu funken, habe ich mich direkt begeistert gemeldet. Astronomie und Raumfahrt haben mich schon immer total fasziniert und die Chance dazu, dem Ganzen auf dieser Ebene nahe zu kommen, wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Ein paar Klassenkameraden und ich haben die Präsentation „Wissenswertes über die ISS“ vorbereitet, die wir kurz vor dem Funken halten sollten. Die Vorbereitung auf die Fragerunde mit Wakata Koichi aufwendig: Alles musste perfekt laufen, damit keine Sekunde verschwendet wird. Wir mussten sogar am Wochenende in die Schule kommen, um den ganzen Ablauf zu proben. Dann war es auch schon so weit: Wir standen alle im Megaron und warteten auf das Signal. Als man dann Wakatas Stimme zwischen dem Rauschen hören konnte, war ich total aufgeregt. Es schien alles so unglaublich, dass wir gerade wirklich mit einem Astronauten sprechen durften! Wie geprobt, stellten wir unsere Fragen, die dann von Wakata Koichi beantwortet wurden. Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass wir nicht alle Fragen stellen können werden, da die Zeit, in der das Funken möglich ist, sehr begrenzt ist. Jedoch hat das Funksignal am Ende doch noch so lange angedauert, dass wir nach der Fragerunde sogar noch Zeit hatten, uns mit Wakata zu unterhalten. Als seine Stimme letztendlich im Rauschen versank, brachen alle in tosenden Applaus aus. Ich bin einfach unendlich froh darüber, dass alles so gut funktioniert hat und dass ich ein Teil dieses coolen Projektes sein durfte.“ So Sonja Keppner (10g), eine von 18 Schülerinnen und Schülern, die direkt mit dem Astronauten in Kontakt treten durften.
Und ihre Klassenkameradin Johanna Künzl zieht folgendes Resümee: „Vor dem Funkkontakt habe ich zusammen mit ein paar Mitschülern noch ein Referat vor der Schulgemeinschaft gehalten. Daher hatte ich gar keine Zeit, nervös zu werden. Das Referat war nach anfänglichen technischen Problemen ganz gut gelaufen, und so war ich zuversichtlich, dass das Funken ebenfalls funktionieren würde. Erst als ich dann die erste Frage gestellt habe und der Astronaut mich nicht verstanden hat, wurde ich nervös - wir hatten so viele Fragen, die wir stellen wollten, und nur acht Minuten Zeit dafür. Letztendlich konnten wir dann aber ja alle unsere Fragen stellen. Danach war sogar noch Zeit, dass der Funker sich noch mit Wakata Koichi über seine Verbindung zu Deutschland unterhalten konnte. Erst als das Funken und die ganzen Interviews danach vorbei waren, habe ich wirklich realisiert, wie surreal das Ganze ist, was hier gerade passiert war – ich habe einfach mit einem Typen der sich im All befindet, gesprochen. Allgemein muss ich sagen, dass dieses Erlebnis jeden Aufwand wert war, und ich kann es nur jedem empfehlen, sich bei coolen Projekten an seiner Schule zu melden.“