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Sa., 20.05.2023 - 22:27

Reise in die Vergangenheit

MuseumsChecker mal wieder auf Exkursion

Dieses Mal ging es zunächst mit dem Auto nach Kasendorf im Landkreis Kulmbach. Ausgangspunkt für die schon lange geplante archäologische Exkursion mit Norbert Hübsch vom Archäologischen Museum Oberfranken / Historischen Verein für Oberfranken (Das Archäologische Museum hatten die MuseumsChecker schon einige Monate zuvor "gecheckt" und dabei Lust auf Entdeckungen im Freiland bekommen.) war der Marktplatz des Marktes Kasendorf mit seinem wappengeschmückten Brunnen und der namengebenden Katze. Der Aufstieg auf den Kasendorfer Turmberg durch den frühsommerlich warmen Laubwald war dann eine Zeitreise Jahrtausende zurück:

Spuren von Menschen gab es in der Region schon vor gut 4000 Jahren. Von einer dauerhaften Besiedlung geht man am Kasendorfer Turmberg dann ab etwa 1000 bis 800 v.Chr. aus: Die Spuren deuten auf die frühkeltische Urnenfelder-Kultur in der Bronzezeit hin (Beginn der Bronzezeit in Oberfranken etwa 1800 v.Chr.). Vor etwa 3000 Jahren gab es vermutlich eine erste noch unbefestigte Siedlung auf dem Turmberg, die in der Hallstadt-Zeit (in Oberfranken ab etwa 750 v.Chr.) ausgebaut wurde. Aus dieser Phase der Eisenzeit findet man sogar noch Reste von Eisenschlacke auf dem Berg und auch das nahe gelegene Hügelgräberfeld im Pfarrholz mit um die 70 Gräbern stammt aus dieser Epoche. Für die anschließende eisenzeitliche Latène-Zeit (ab dem 5. Jahrhundert v.Chr.) lassen sich auf dem Turmberg dann stärkere Befestigungen wie eine Pfostenschlitzmauer nachweisen: Zwischen stützenden Holzpfosten wurden Steinmauern errichtet, die Zwischenräume mit Schutt und Geröll aufgefüllt. Nach dem Verrotten des Holzes zerfiel die Mauer später und bildete einen mehrere Meter hohen Wall, dessen Reste man heute noch entdecken kann. Solche Reste sind für den Kasendorfer Turmberg auch mit Laser-Scans nachweisbar und in 3D-Modellen dargestellt. (Informationen nach M. Hargens / Kasendorf).

Neben den sachkundigen Ausführungen unseres eigenen „Wanderführers“ vermittelten auch die zahlreichen Lehrtafeln entlang des Fritz Hornschuch-Naturlehrpfads mit ihren detaillierten Abbildungen ein anschauliches Bild der Funde und räumlichen Gegebenheiten.

Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist dann der in Teilen schon tausendjährige Magnusturm auf dem Gipfelplateau des 498 m hohen Turmbergs. Von oben bietet sich eine eindrucksvolle Rundumsicht über Kasendorf und die umliegenden Ortschaften und auch den Pfarrwald bis zur Kulmbacher Plassenburg in der Ferne. Unten, am Fuße des Turms lassen sich sogar noch keltische Scherben und eisenzeitliche Eisenschlackereste finden. Selbst gut erhaltene Fossilien aus noch viel älteren Zeiten fielen uns an den Kalksteinwällen am Rande der inneren Burg in die Hände...

Beim Abstieg durchschritten wir noch an mehreren Stellen historische Wallanlagen(reste) und überlegten uns, wieviel Tausende Kubikmeter Steine hier wohl herangeschafft worden sein mussten (Max Hundt, der 1932 bis 1938 Grabungen am Turmberg durchführte, schätzte die benötigte Menge auf 30 000 Kubikmeter Steine, für deren Transport wohl 400 Mann ein halbes Jahr lang hart arbeiten mussten – Quelle: M. Hargens).

Kurz vor Kasendorf überquerten wir schließlich noch den Friesenbach, der bemerkenswert ist, weil seine nur wenige Hundert Meter entfernte Quelle mit 400 L Wasser-Schüttung pro Sekunde eine der ergiebigsten Quellen ganz Oberfrankens ist. Da war die Wasserversorgung auch in Trockenzeiten wohl immer gesichert.

Vor der Heimfahrt machten wir noch einen kurzen Abstecher ins Kasendorfer Pfarrholz am Ortsausgang und warfen einen Blick über die rund 70 Hügelgräber aus der Hallstadtzeit (Ältere Eisenzeit, ca. 7. bis 5. Jahrhundert v.Chr.), welche die Fläche des gesamten Pfarrwalds bedecken.

Damit ging eine abwechslungsreiche und sehr interessante Reise in die weitere Vergangenheit Oberfrankens zu Ende.

Vielen Dank an Norbert Hübsch für dieses einprägsame Erlebnis und auch an die mitgefahrenen Eltern für die Begleitung.